Wie geht es Dir?

Als meine Mutter im Januar so plötzlich verstorben war, bin ich häufig gefragt worden "Wie geht es Dir?". Bei jedem Einzelnen wusste ich wie ehrlich und fürsorglich die Frage gestellt wurde. Es war schön zu erleben, dass es nicht egal war, wie es mir geht. Dass an mich gedacht wurde. Aber es schwirrte so viel in meinem Kopf  und in meinem Herzen herum. Zudem machte die Situation sich körperlich bemerkbar. Ich war vergesslich, konnte mich schlecht konzentrieren. Ich war ein Stück weit noch wie gelähmt, weil es so schnell ging. Gerade noch war meine Mutter ganz agil und lebenslustig. Drei Tage später war sie tot. Ich konnte es gar nicht fassen. Aber alles musste geregelt werden. Tausend Fragen mussten beantwortet werden. Nicht nur beim Bestatter. Alle Freundinnen meiner Mutter wollten Kontakt, wollten wissen, wie meine Mutter gestorben ist.

Tage später nahm alles seinen Lauf. Es ging darum, die Beisetzung vorzubereiten. Noch einmal wollte ich es meiner Mutter schön machen. Das hat mich getröstet. Ruhe hat mich getröstet. Mein Mann und einige Freunde.

Nach der Beisetzung, die erst drei Wochen später stattfand, brauchte ich wieder ein wenig Alltag. Ganz vorsichtig. Aber ich brauchte ihn. Ein Stück Normalität. Wie gut plötzlich der Alltag tun kann mit seinen Routinen. Aber der Alltag macht mir auch immer bewusster, dass meine Mutter wirklich nicht mehr wieder kommt. Um mich ist sie trotzdem. Ganz neu, ganz anders als zuvor. Auch das tröstet mich.

Dann erlebte ich wieder, wie klein meine Reizschwelle war. Wie blank meine Nerven lagen. Das war etliche Wochen so. Da heißt es, sich selbst auszuhalten.

In all das Erleben hinein die Frage "Wie geht es Dir?" Was soll ich sagen? Ich weiß es gar nicht. Die Antwort fühlt sich an wie ein riesen Berg voller Gedanken und Gefühle.

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