Trauernde Jugendliche

Jugendlichen in ihrer Trauer Raum geben

"Kognitiv erfassen Jugendliche den Tod wie Erwachsene auch. Sie wissen, dass alle Lebewesen sterben müssen, der Tod endgültig ist und eine biologische Ursache hat. Der Verlust eines nahen Menschen ist für Jugendliche ein einschneidendes, schmerzvolles Erlebnis, welches sich auf ihr ganzes Sein auswirkt und neben körperlichen (wie z.B. Konzentrationsprobleme, Kopf- und Bauchschmerzen, Schlafstörungen, Essstörungen, Einnässen, ...) auch psychische und soziale Reaktionen auslösen kann. ... Sicherheiten weichen der Unsicherheit. Vertraute Gewohnheiten zerbrechen und müssen aufgegeben werden. Oft verstehen Jugendliche ihre verwirrenden Gedanken und wechselnden Gefühle selbst nicht mehr in dieser Trauer. Wut, Aggression, Angst, Albernheit, Lachen, Hass und Schuldgedanken können ebenso dazu gehören wie Schock, Panik, permanente Verdrängung, Niedergeschlagenheit, Ratlosigkeit, Scham, Weinen, Leere, Enttäuschung, Hilflosigkeit, Schmerz, Dankbarkeit, Freude, Liebe und Erleichterung. ... Trauerprozesse kosten körperliche und seelische Kraft.... Allein durch die Pubertät setzen sich Jugendliche mit vielfältigen Entwicklungsaufgaben auseinander, die sie auf unterschiedlichen Ebenen fordern....

Um Jugendlichen Raum für ihre Trauer u geben, müssen sie erst einmal als Trauernde wahrgenommen werden. Hier besteht die erste Hürde, die es häufig schwer macht, trauernde Jugendliche zu unterstützen. Sie werden nicht bemerkt und geben selbst häufig nicht zu erkennen, dass sie in einer Verlustsituation leben oder sich Unterstützung wünschen. ...

Aus der Trauerbegleitung wissen wir, dass es für trauernde Jugendliche sehr wertvoll sein kann, Informationen zu Entwicklungs-, Trauerprozessen und Trauerreaktionen sowie Hinweise zu professionellen Unterstützungsangeboten ... zu erhalten. ...

Es sollte uns nicht irritieren, wenn Jugendliche nach dem Tod eines nahestehenden Menschen keine, wenig oder viele Emotionen zeigen, die uns unangemessen oder unverständlich erscheinen....

Trauernde Jugendliche benötigen in dieser Hinsicht Erklärungen sowie entsprechenden Raum, in dem sie sich ihrer Gedanken und Gefühle nicht schämen oder sich ängstigen müssen, ausgelacht zu werden. Sie benötigen Menschen, die ihre Bedürfnisse nach Nähe oder Distanz sensibel wahrnehmen und die ihre Schwankungen in den Bedürfnissen akzeptieren".

Stephanie Witt-Loers, Jugendlichen in ihrer Trauer Raum geben, Tod - kein Thema für Kinder?

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