Fürsorge und Achtsamkeit

Wenn Kinder trauern, benötigen sie Fürsorge und Achtsamkeit.

Verlieren Kinder einen nahestehenden Menschen, ist es für diese eine emotionale Grenzerfahrung. Das Kind in ihrer Traurigkeit zu begegnen, wirft viel Unsicherheiten und Fragen auf.
Ein Rezept, ein bestimmtes Vorgehen, ein Richtig oder Falsch gibt es nicht, da sich jedes Kind, jeder Erwachsene, jede Beziehung zueinander individuell gestaltet.
Im Folgenden werden Anregungen aufgeführt, die die  Begleitung von trauernden Kindern im Alltag unterstützen sollen:

  • Jedes Kind drückt seine Gefühle in unterschiedlichster Form aus. Auch traurige, belastende Eindrücke fließen in diesen verschiedenen Ausdrucksformen ein. Das, was Ihrem Kind gut tut und was es gerne tut, das sollte es auch in seiner Trauerzeit tun!
  • Nehmen Sie das Kind in seiner Trauer ernst. Es benötigt liebevolle Begleitung und Mitgefühl. Wichtig ist hier, die Signale des Kindes wahrzunehmen und ausreichend Freiraum zu gewähren, so dass es seine Gefühle „er-leben“ kann.
  • Reagieren Sie auf individuelle Haltungen und Sichtweisen zum Thema Tod mit Gegenfragen oder äußern eventuell Ihre eigene Meinung. Zum Beispiel: „Ich denke, dass….was meinst du?
  • Für viele Kinder ist es erleichternd, immer wieder reden zu dürfen. Es kann sein, dass sie das Geschehene immer wieder erzählen. Geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass Sie gut zuhören. Durch das Wiederholen kann dem Kind geholfen werden, die Situation zu verarbeiten und später dann auch akzeptieren, um neue Situationen zuzulassen.
  • Bieten Sie sich immer wieder als „Zuhörer“ oder Spielpartner an und warten Sie nicht ab, bis das trauernde Kind zu Ihnen kommt. So sind Sie für das Kind greifbar.
  • Versuchen Sie, Routine so weit wie möglich zu behalten. Es bietet Sicherheit und das Kind findet Ablenkung und Normalität. Durch Angebote in der Freizeit und Aufrechterhaltung von Verabredungen schaffen Sie für Ihr  Kind „kleine Oasen“, in der es frei von Trauer ist.
  • Auch schöne Erinnerungen an die (den) Verstorbene(n) helfen nicht nur den Erwachsenen, sondern auch den Kindern. (z.B. gemeinsam Bilder anschauen,  sich schöne Momente erzählen, oder ein gemeinsamer Friedhofsbesuch).
  • Kinder möchten Antworten auf Fragen bekommen. Antworten Sie einfühlsam und ehrlich und nicht mit beschönigende Worte (wie z.B. Opa ist eingeschlafen, Oma wohnt jetzt bei den Engeln). Versuchen Sie altersgemäß und anschaulich den Sachverhalt zu erklären (z.B. dass ein toter Mensch nicht mehr atmen, essen, sprechen und sich bewegen kann). So wird das Kind nicht verunsichert und kann sich angemessen mit der Situation und der Trauer auseinander setzen. Es wird so verhindert, dass sich das Kind in seiner Phantasie „angstvolle“ Gedanken macht.
  • Haben Sie keine Sorge, wenn Ihr Kind weint. Weinen löst seelische Spannungszustände und baut Stress ab. Kinder, wie auch Erwachsene fühlen sich danach oft erleichtert. Es zeugt zudem Mitgefühl aus und somit den Wunsch, dem Kind nahe zu sein (z.B. es in den Arm zu nehmen).
  • Geben Sie Ihrem Kind Zeit für Ruhe und Erholung. Einen Verlust zu betrauern verbraucht Lebensenergie. Es kann dann z.B. sein, dass die Kinder in unterschiedlichen Bereichen Rückschritte machen. Umso mehr der Verlust in ihr Selbstkonzept integriert ist, wenden sie sich dann wieder den „Aufgaben des Lebens“ zu.
Trauer hat ein Ziel: Sie will uns den Verlust eines Menschen begreifen lassen und diesem Erlebnis einen Platz in unserem Inneren einräumen. Das geht nicht von heute auf morgen.

Gerdrud Ennulat

zurück